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26.1.08
Institut Sikor Blog ist umgezogen...
21.1.08
Robert Gonzales, NVC-Training-Institute (Gewaltfreie Kommunikation) in Deutschland!
Robert Gonzales, einer der Trainer für Gewaltfreie Kommunikation die mich am tiefsten inspiriert und beeinflusst haben, kommt dieses Jahr zwei Mal nach Deutschland.
Wer ihn sich mal "live" ansehen möchte, hier ein 30-minütiges Video mit ihm/über ihn:
http://video.google.com/videoplay?docid=-6300948115873734188...
Vom 1.-3. und 4.-6. Juli 08 organisiert Nadine Helm zwei Seminare mit ihm im "Lebensgarten Steyerberg" (http://www.lebensgarten.de/ - ein interessantes Projekt, nebenbei erwähnt, wir haben drei Jahre dort gelebt)
Hier mehr Infos zum Seminar: http://www.av-ev.de/design/Robert%20Gonzales.html
Und vom 19.-26. Oktober 08 kommt er zusammen mit seinen Kollegen vom NVC-Training-Institute nach Süddeutschland (www.seminarzentrum-linderhof.de).
Genaue Infos dazu in Kürze unter http://www.gewaltfrei-muenchen.de/
Hier ein Flyper mit Vorinformationen (Preise stehen noch nicht fest): http://www.gewaltfrei-muenchen.de/seiten/01_marshall_rosenbe...
Mit herzlichen Grüßen,
Markus Sikor
20.1.08
Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung - Mediation im öffentlichen Bereich
Mein Dank an den Projektmanagement-Blog für den Hinweis auf ein das hervorragende "Handbuch für Öffentlichkeitsbeteiligung" (PDF), herausgegeben vom Österreichischen Lebensministerium und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik.
Das Handbuch dürfte für Moderator- und MediatorInnen, die sich für Gemeinwesenmediation, politische Mediation, Moderation von Partizipationsprozessen u.ä. interessieren eine wahre Fundgrube sein.
Gleiches gilt für die Seite Partizipation, auf der sich u.a. 55 Praxisbeispiele, Buchrezensionen zu Beteiligungsverfahren, Moderation, Mediation und mehr finden.
Eingestellt von Markus Sikor am 20.1.08 0 Kommentare
Labels: Konfliktforschung, Literatur, Mediation, Moderation, Organisationsberatung, Sozialer Wandel
12.1.08
Könnten Sie mal Gewalt definieren?
Dies fragte Oliver Heuler in seinem Kommentar auf den Beitrag "Integral trifft Gewaltfrei".
Das ist die Art von Fragen, die mich als Trainer im Seminar erst Mal ins Schwitzen bringen… Hier habe ich ja das Glück, ein bißchen nachdenken zu können bevor ich den Mund aufmache bzw. in die Tasten tippe. (Ich weiß, manche meinen, das würde auch im Seminar manchmal nicht schaden, aber das ist eine andere Geschichte…).
Spaß beiseite, mein bestes Verständnis zu dieser Frage ist Folgendes:
Die Vision des Centers for Nonviolent Communication (Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation, USA) und damit eine Art Definition von "Gewalt-frei" lautetS "A world where everybodys needs are valued." ("Eine Welt, in der die Bedürfnisse aller zählen.")
(Anmerkung: Dies ist nicht der genaue Wortlaut auf der Homepage des CNVC - dort heißt es noch "a world where all people get their needs met peacefully..." Aus verschiedenen Gesprächen mit langjährigen CNVC-TrainerInnen und mit Marshall Rosenberg wird deutlich, dass sich die Definition in Richtung "everybodys needs are valued" entwickelt hat.)
Aus diesem Verständnis heraus hieße die Definition von Gewalt: "Gewalt(tätig) ist eine Intention/Absicht, die nicht die Bedürfnisse aller anerkennt/wertschätzt."
So oder ähnlich lautet auch die Definition, dich ich im Seminar anbiete. Sie stößt meist auf Zustimmung und scheint vielen TeilnehmerInnen erst mal intuitiv eingängig zu sein. Da ich aber gerne das Motto des genialen Films "American Beauty" >> Look closer << ("Schau genauer hin") auf mein Leben anwende, hier noch ein paar weiterführende Gedanken zum Thema "Was ist Gewalt?" Ich denke es ist wichtig, mindestens zwei Ebenen zu unterscheiden, wenn wir über "Gewalt" sprechen. Eine wichtige, aber nicht die einzige Perspektive ist die subjektive, innere Erfahrung von Gewalt, eine weitere eine subjektive Außensicht auf Gewalt.
Die subjektive innere Erfahrung von Gewalt
Viele Menschen in unseren Seminaren beschreiben Gewalterfahrungen und nur in wenigen Fällen geht es um physische Gewalt (körperlicher Übergriff), sondern meist handelt es sich um das Erleben von psychischer, emotionaler Gewalt. Das damit oft genannte Bedürfnis nach "emotionaler Sicherheit" würde ich gerne etwas genauer betrachten.
Im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation verwende ich "Sicherheit" als Ausdruck eines Bedürfnisses, wenn es um körperliche Sicherheit geht. Wenn eine existenzielle Gefahr droht (jemand mit dem Messer auf mich losgeht), bekomme ich Angst, diese Angst ist natürlich, spontan und drückt dieses Bedürfnis nach Sicherheit aus.
"Sicherheit" ist nicht gleich "Sicherheit"
In 90% der Fälle, in denen "Sicherheit" als Bedürfnis genannt wird, geht es jedoch nicht um diese körperliche Sicherheit, sondern um Zugehörigkeit, Anerkennung etc. Wir unterscheiden in diesem Zusammenhang oft extrinsische und intrinsische Bedürfnisse. Sicherheit im Sinne körperlicher Sicherheit ist ein intrinsisches Bedürfnis, Sicherheit im Sinne psychischer, emotionaler Sicherheit ist extrinsisch.
Diese Unterscheidung beschreibt die Erkenntnis, das wir viele Bedürfnisse erst extrinsisch, d.h. von außen, von den Eltern etc. anerkannt und erfüllt bekommen müssen, bevor diese intrinsisch, also von "innen" heraus erfahren werden können.
Anders ausgedrückt: Menschen, die ein Bedürfnis ausdrücken und ihre Aufmerksamkeit dabei auf einem Verhalten haben, das geändert werden soll, verwechseln und vermischen Bedürfnisse mit Strategien. "Wenn mein Chef mir sagt, was ich falsch mache, habe ich Angst und brauche Sicherheit". Die "logische" Bitte, dass mein Chef also nicht mehr sagt, was er falsch findet, führt natürlich nicht zu der erhofften emotionalen Sicherheit. Dahin führt nur ein empathischer Umgang mit meiner inneren Stimme, die mich selbst dafür verurteilt, einen "Fehler" gemacht zu haben und ein echter Kontakt zu meinem Bedürfnis nach (Selbst-)Anerkennung.
Und natürlich gilt: Es ist nichts verkehrt daran, ein extrinsisches Bedürfnis nach "emotionaler Sicherheit" ausdrücken - es braucht vor allem Empathie und die Erfahrung von Zugehörigkeit, Anerkennung, um dieses Bedürfnis zu internalisieren.
Gewalt kann also innerlich, subjektiv erlebt werden, auch wenn die Intention des Gegenübers nicht gewalttätig ist. Wenn ich meinen Kindern nicht das gebe, was sie möchten, erleben sie dies sicherlich als gewalttätig (und weinen, werden wütend etc.), auch wenn meine Intention nicht gewalttätig war (was sie manchmal durchaus ist - nobody is perfect...)
Ich halte den Begriff "Emotionale Gewalt" für fragwürdig, besonders wenn er mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie körperliche Gewalt verwendet wird. In der Gewaltfreien Kommunikation verwenden wir aus diesem Grund das Bild der "Wolfsohren", die jemand aufgesetzt hat, wenn er/sie hinter den Worten anderer Kritik oder Angriffe hört.
Dies führt mich zu einer weiteren Ebene bei der Frage "Was ist Gewalt?", die das Thema aus der Außensicht betrachtet.
Die subjektive Außensicht auf Gewalt
Wenn wir menschliche Entwicklungsstufen betrachten und hier sehr vereinfacht mal die drei Stufen egozentrisch (Ich), soziozentrisch (Wir, Gruppe) und weltzentrisch (Wir alle) annehmen, dann scheint es mir sinnvoll, auch mindestens drei Formen von "Gewaltdefinition" zu unterscheiden.
Aus einer egozentrischen Sicht bedeutet Gewalt: "Wenn Du mein Bedürfnis nicht siehst - und erfüllst - bist Du gewalttätig!"
Aus einer soziozentrischen Perspektive interessieren vor allem meine und die Bedürfnisse der eigenen Gruppe, Familie, Stamm, Nation etc. "Es muss vor allem uns gutgehen!". Gewalt ist, wenn die Bedürfnisse meiner Gruppe nicht gesehen/erfüllt werden.
Erst auf einer weltzentrischen Ebene sind Menschen bereit, die Bedürfnisse aller Menschen, unabhängig von Rasse, Geschlecht, Religion etc. als gleichwertig zu betrachten (die eigenen und die der eigenen Gruppe eingeschlossen). "Es soll allen Menschen gut gehen." Gewalt ist dann, wenn die Bedürfnisse aller Menschen nicht anerkannt werden.
(Und es gibt weitere Ebenen, z.B. eine "universale Perspektive", die die Bedürfnisse aller fühlenden Wesen mit einschließt, wie bspw. die buddhistische Haltung "Mögen alle Wesen glücklich sein".)
Die Definition des Centers for Nonviolent Communication setzt eine weltzentrische Sichtweise voraus bzw. postuliert diese. Das "Problem" mit diesen Ebenen und Perspektiven ist jedoch, dass wir sie nicht von "Innen" heraus wahrnehmen, sondern nur durch Interaktion mit und Rückmeldung von anderen Menschen ("von Aussen") erkennen können.
Von "Innen" gesehen, in meinem eigenen, subjektiven Erleben, habe ich die Gefühle, die ich habe, Punkt. Ich werde, wenn ich auf einer egozentrischen Ebene bin, niemals einen Gedanken haben der sagt "Oh, das ist jetzt ein egozentrisches Gefühl." Das gleiche gilt für das innere Erleben von Bedürfnissen.
Erst die Rückmeldung von Außen kann mir deutlich machen, ob und wie ich andere Bedürfnisse berücksichtigt habe- und dann stellt sich die Frage, ob ich diese Bedürfnisse überhaupt als solche wahrnehme (Babys können dies noch nicht), bzw. ob und wie ich in meine Handlungsentscheidungen einfließen lasse. Daran wird deutlich aus welcher Perspektive heraus ich handle.
D.h. ein Gefühl/Bedürfnis kann egozentrisch, soziozentrisch oder weltzentrisch fundiert sein. Jemand kann traurig sein, weil seine/ihre Bedürfnisse (egozentrische Sicht), die Bedürfnisse der Menschen in seiner Gruppe (soziozentrische Sicht) oder die Bedürfnisse aller Menschen (weltzentrische Sicht) nicht anerkannt werden.
"Gleiches" Gefühl - "gleiches" Bedürfnis - völlig unterschiedliche Weltsicht.
Meiner Erfahrung nach wird in der "Szene der Gewaltfreien Kommunikation" oft (fälschlich) angenommen, dass alle Menschen automatisch eine weltzentrische Perspektive hätten. Die Aussage "Alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse" wird (miss-)interpretiert als "Alle Menschen sind sich bewusst, dass sie die gleichen Bedürfnisse haben und erkennen diese an".
Dies halte ich für weit gefehlt, wie Untersuchen zeigen (z.B. Spiral Dynamics ca. 60-70% der Weltbevölkerung haben eine ethno/soziozentrische Perspektive), aber auch der gesunde Menschenverstand legt dies nahe - eine durchgängig weltzentrische Perspektive würde Kriege zwischen verschiedenen Glaubensgruppen, Ethnien oder Nationen eher zur Ausnahme machen.
Oder andersherum gesagt: Wenn jeder eine weltzentrische Perspektive hätte, bräuchten wir keine Gewaltfreie Kommunikation mehr!
Diese "Außen-Sichtweise" auf Gewalt bietet mir auch eine haltbare Erklärung für die Behauptung der Gewaltfreien Kommunikation, dass es so etwas wie schützende Gewalt (im Gegensatz zu bestrafender Gewalt) gibt. Marshall nennt oft als Beispiel das Kind, dass auf die Straße vor ein Auto läuft und dass ich zurückziehe ohne vorher groß nach seinen Bedürfnissen zu fragen.
Wenn ich dem zustimme, ist doch die spannende Frage "Wer schützt hier wen vor was" und die Antwort lautet nach meinem Verständnis:
Jemand mit einer umfassenderen Perspektive übt Gewalt aus, d.h. übergeht die Bedürfnisse eines Menschen mit weniger umfassender Perspektive, um dessen und die Bedürfnisse anderer zu schützen.
Die Tatsache, dass die Frage "Was ist eine umfassendere Perspektive?" nicht immer einfach zu beantworten ist, sollte uns nicht von davon ablenken, dass wir ohne die Anerkennung einer gesunden Hierarchie von immer umfassenderen Perspektiven - egozentrisch - soziozentrisch - weltzentrisch in Probleme kommen. Z.B. gäbe es dann wenig Grund, gewalttätiges Handeln gegenüber Menschen für schlechter zu halten als gewaltfreies (das haben Sie, Herr Heuler, ja auch schon erwähnt).
Beide Sichtweisen die innere und äußere subjektive Sicht auf Gewalt halte ich für sehr wichtig - wenn wir eine von beiden vergessen oder verabsolutieren, führt dies auf die eine oder andere Art zu noch mehr Gewalt und Leiden.
Beantwortet das Ihre Frage, Herr Heuler?
Mit herzlichen Grüßen,
Markus Sikor
Eingestellt von Markus Sikor am 12.1.08 2 Kommentare
Labels: Bedürfnisse/Werte, Gewaltfreie Kommunikation, Gewaltprävention, Integrales Denken, Konfliktforschung
9.1.08
Aufbaumodul "Lebendig und Authentisch Trainieren und Beraten" Frühbucherrabatt bis 15. Januar
Wer noch mit Frühbucherrabatt in das Aufbaumodul "Lebendig und Authentisch Trainieren und Beraten" mit Gewaltfreier Kommunikation einsteigen möchte, kann dies noch bis 15. Januar tun.
Einen schönen Tag wünscht
Markus
Eingestellt von Markus Sikor am 9.1.08 0 Kommentare
Labels: Aufbaumodule-GFK, Gewaltfreie Kommunikation, Selbständigkeit, Seminare
8.1.08
Gewaltfreie Kommunikation Intensiv-Training "Radikale Ehrlichkeit - Tiefe Empathie" Anmeldeunterlagen online
7.1.08
Moral des Altruismus - ein Kommentar von Oliver Heuler
Oliver Heuler , Papa eines "unerzogenen Anarchisten" hat meinen Beitrag "Integral trifft Gewaltfrei" kommentiert.
Da erfahrungsgemäß Kommentare im Blog etwas untergehen bzw. übersehen werden und ich diesen lesenswert finde, stelle ich ihn hier noch mal als extra Beitrag ein. Auf die Bitte von Herrn Heuler möchte ich in einem der nächsten Beiträge eingehen - denn "Was ist eigentlich Gewalt?" ist ja für uns "Gewaltfreie Kommunikatoren" eine nicht ganz unwichtige Frage, oder?
Hier also der Beitrag von Oliver Heuler:
"Ich finde es interessant, dass Rosenberg einerseits so nachdrücklich gegen das Wort »sollte« argumentiert wie auch gegen die Dichotomien gut - schlecht, richtig - falsch, krank - gesund und so weiter — und sich andererseits bewusst ist, dass die Haltung des Nicht-Bewertens selbstwidersprüchlich ist.
Das Wort »sollte« und die Dichotomien sind doch einfach nur Signalwörter, die zeigen, dass man über eine Moral spricht. Klar, wenn ich eine Bitte an einen anderen habe, dann ist es nicht hilfreich, ihm vorab eine Kritik zu servieren (»Dein Verhalten war falsch, schlecht und böse«), sondern mit einer möglichst objektiven Beobachtung zu beginnen.
Aber wir können nicht auf eine Moral und damit Hierarchien verzichten: Gewaltfrei kommunizieren ist z.B. besser als morden. Man unterhält sich ja auch bisweilen über allgemeine Prinzipien. Ich habe also keine Bitte an einen Menschen, sondern unterhalte mich nur über allgemeine Fragen der Ethik. Was spricht gegen die Aussage: »Man sollte einfühlsam sein« oder »Man soll nicht stehlen, morden und so weiter« oder »Ich finde es gut, wenn die Menschen gegen den Krieg demonstrieren.« Ist das so viel anders als »Wenn ich sehe, wie diese Menschen gegen den Krieg demonstrieren, macht mich das glücklich, weil mein Bedürfnis nach Frieden und Harmonie befriedigt ist«?
Könnte es sein, dass Rosenberg einfach nur gegen die christliche Ethik allergisch ist, weil die Moral des Altruismus eben gerade nicht dazu führt, dass die Menschen Konflikte schnell lösen können und glücklich werden, sondern diese Moral eher ein Dominanz-Instrument ist? Warum die Moral des Altruismus so problematisch ist, habe ich hier länger ausgeführt: http://www.heuler.de/freiwillig
Hinzu kommt, dass uns diese Moral meist mit der Schuld- und Schamkeule eingeimpft wird, was Rosenberg auch zurecht ablehnt.
Könnte es also sein, dass er das Kind (Ethik) mit dem Badewasser (Altruismus und die Art der Indoktrinierung dieser Moral) ausgeschüttet hat?
Warum nicht einfach die Ethik umdefinieren, sodass sie das Wohlbefinden unter den Menschen steigert und gewaltfrei ist, z.B.: Die Freiheit eines jeden hat als logische Grenzen die Freiheit der anderen. Man müsste Freiheit dann noch genauer definieren, z.B. als Abwesenheit von Gewalt und Zwang. Was wiederum erfordert, dass wir Gewalt genauer definieren.* Aber diese Definitionen wären ja zu finden.
Diese neue Ethik könnte dann auch anders vermittelt werden, eben auch gewaltfrei und ohne Zwang.
Was spräche dann dagegen, diese Dichotomien und das Wort »sollte« wieder zuzulassen?
Gruß Oliver Heuler
Das wäre meine Bitte an Sie, Herr Sikor: Könnten Sie mal Gewalt definieren?"
Eingestellt von Markus Sikor am 7.1.08 2 Kommentare
Labels: Bedürfnisse/Werte, Gewaltfreie Kommunikation, Integrales Denken, Marshall Rosenberg, Sozialer Wandel
5.1.08
Integral trifft Gewaltfrei...
Witzig - kaum schreibe ich einen Beitrag zum Thema "Lernstufen", da stolpere ich über den Blog von Steve McIntosh, Autor von "Integral Consciousness", der von seinem Zusammentreffen mit einem Anhänger der Gewaltfreien Kommunikation berichtet.
Blog of Steve McIntosh, author of Integral Consciousness: The First Leg of My Book Tour. Er schreibt,
"At one New Age bookstore talk I received a comment that the philosophical idea of “the good” did not comport with the principles of “non-violent communication.” The questioner even quoted Rumi as inviting us to “meet in a place beyond good and evil.” My polite response was that the integral philosophy of evolution is chiefly concerned with the improvement of the human condition, and that it effectively transcends the “black and white” conceptions of good and evil characteristic of the traditional level. Nevertheless, I emphasized that the idea of “the good” is a very important concept that we need to hold onto, even as we recognize this value’s dialectical metamorphosis through the growth of the spiral of development."
[Übersetzung Markus: "Während eines Gesprächs in einem New-Age-Buchladen meinte jemand, dass sich die philosophische Idee des "Guten" nicht mit den Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation" vertrage. Der/die Fragende hat auch noch Rumi zitiert, der uns einlade "sich an dem Ort jenseits von Gut und Böse zu treffen". Meine höfliche Antwort war, dass die integrale Philosophie der Evolution ernsthaft an der Verbesserung der menschlichen Bedingungen interessiert ist, und dass sie tatsächlich die "schwarz-weiß"-Konzepte von Gut und Böse transzendiert, die traditionelle Ebenen auszeichnen. Ich betonte, dass die Idee des "Guten" dennoch ein sehr wichtiges Konzept ist, dass wir festhalten sollten, auch wenn wir erkennen, wie sich die Werte dialektisch wandeln während des Wachstums auf der Entwicklungsspirale."]
Dazu ließe sich Vieles sagen, hier nur Folgendes: Die Gewaltfreie Kommunikation ist nicht, noch einmal, nicht wert- oder bewertungsfrei! Um unsere Bedürfnisse als erfüllt / unerfüllt zu bemerken müssen wir die Realität a) wahrnehmen und b) ein Urteil fällen, d.h. die Realität bewerten (ob sie unsere Bedürfnisse erfüllt / oder eben nicht).
D.h. selbst innerhalb der Methodik der Gewaltfreien Kommunikation ist eine Wertungsebene gegeben - und sie geht damit von dem Prinzip des "Guten" (gut für meine Bedürfnisse) aus, bleibt da aber nicht stehen, sondern geht darüber hinaus. Auch Marshall Rosenberg betont dies immer wieder (das letzte Mal, als ihn jemand gefragt hat, "ob man denn in der GFK weiter bewerte", meinte er nur lapidar "Das hoffe ich doch schwer - wie willst du sonst wissen, ob deine Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht?").
Darüber hinaus vertritt natürlich auch die Gewaltfreie Kommunikation an sich, als Gesamtkonzept, ein sehr deutliches Werturteil. Sie trifft unterscheidende (wertende) Aussagen darüber, welche Kommunikation "lebensdienlich", "gewaltfrei", "verbindend" etc. ist.
Ich finde die Gewaltfreie Kommunikation gut und ich kann dies dann mit meinen (damit erfüllten) Bedürfnissen begründen - was nichts daran ändert, dass ich auch damit eine Bewertung treffe. Wenn ich dies vermeiden wollte, würde ich zum Einen in heillose argumentative Schwierigkeiten kommen und, was schlimmer ist, einem geist- und sinnentleertem Relativismus frönen, der in letzter Konsequenz nichts gut oder schlecht findet und richtungslos im Wertevakuum umherirrt.
Ich denke die Schwierigkeit liegt für viele "Neulinge" darin, dass die Gewaltfreie Kommunikation Werte transformiert, d.h. sie schließt Wertedenken ein (!) und geht darüber hinaus. Wir verstehen Werte und Bewertungen als natürlichen und wichtigen Ausdruck des Lebens - und daher schätzen wir das "Wolfsdenken" (bewertendes Denken) und nutzen sie als Material und Ausgangspunkt für das menschliche Wachstum auf der endlosen Spirale des Mitgefühls und der Bewußtheit.
Aus Sicht einer integralen Entwicklungsperspektive ist die Gewaltfreie Kommunikation Ausdruck egalitärer, weltzentrischer, alle Menschen umfassenden Werte. "Alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse" und "Wir suchen Wege, die die Bedürfnisse aller Menschen wertschätzen" sind nur zwei Varianten dieser weltzentrischen Aussagen.
Manche übersehen dabei jedoch, dass Menschen einen inneren Entwicklungsweg hinter sich haben - von egozentrisch (Ich bin wichtig), über soziozentrisch (meine Gruppe/Familie/Stamm/Land/Religion ist wichtig) -, bevor sie weltzentrische Werte aus sich heraus anerkennen und leben (!) möchten. Manche Erwachsene bleiben auch auf einer eher ego- oder soziozentrischen Ebene stehen, was völlig in Ordnung ist (jeder hat das Recht, auf der Ebene zu sein, wo er/sie ist) - solange er/sie diese Weltsicht nicht mit Gewalt anderen Menschen aufzwingen möchte...
Ich freue mich über Kommentare und Fragen - gerne auch gleich hier im Blog
© Markus Sikor
Eingestellt von Markus Sikor am 5.1.08 1 Kommentare
Labels: Bedürfnisse/Werte, Gewaltfreie Kommunikation, Integrales Denken, Marshall Rosenberg, Spiral Dynamics
4.1.08
Lernstufen in der Gewaltfreien Kommunikation
Die Betonung der Gleichheit aller Menschen auf der Ebene der Bedürfnisse (die ich teile), wird also so wohltuend und berührend erfahren, dass der Blick auf die Unterschiedlichkeit der Menschen als eine (zu) schmerzhafte "Trennung" erlebt und lieber vermieden wird.
Auf Verhaltensebene sind wir unterschiedlich und manchmal sogar einzigartig. Hier kommt die Individualität jedes einzelnen ans Licht der Welt. Ein kompetenter Mediziner kann Leben retten - aber kein Auto reparieren.
Die psychologische Forschung zeigt, dass alle menschlichen Entwicklungslinien (Kognition, Moral, Selbstwahrnehmung, Bedürfnisse etc.) ähnliche Wachstumsstrukturen aufweisen.
So verläuft bspw. die moralische Entwicklung des Menschen von "Ich" (egozentrisch, Kleinkinder), über "Wir" (ethno- oder soziozentrisch, Jugendliche / Erwachsene) zu "Wir alle" (weltzentrisch, manche Erwachsene).
Jean Piagets Entwicklungsstufen
Kohlbergs Stufen der moralischen Entwicklung
Carol Gilligans Stufen der moralischen Entwicklung
Robert Keagans Stufen der Selbstentwicklung (engl.)
Wertestufen nach Clare W. Graves (Spiral Dynamics)
Bedürfnisstufen nach Abraham Maslow
Wer sich wundert, dass er/sie immer wieder "zum Wolf wird" (d.h. völlig in die Abwertung des Gegenübers zurückfällt) kann sich selbst, natürlich liebevoll, daran erinnern, dass es in der Gewaltfreien Kommunikation mindestens drei Lernstufen gibt:
1. Basis-Kenntnisse
Verständnis der ersten vier Schlüsselunterscheidungen (Beobachtung - Bewertung, Gefühl - Gedanke etc.), Ziel der Gewaltfreien Kommunikation u.a.
2. Fähigkeiten
Selbst-Empathie, Identifizierung - Differenzierung von Gefühlen/Gedanken, Empathie in andere u.a.
3. Fähigkeiten-Set
Verständnis herstellen und Verstanden werden, Schleife der Kommunikation - "Tanz von Ehrlichkeit und Empathie" ("Giraffentanz") u.a., Transformation von Gefühlen
Darüber hinaus gibt es die komplexe Anwendung all dieser Fähigkeiten und Kenntnisse in speziellen Beratungssituationen, d.h. es gibt Multiple-Fähigkeiten-Sets wie Mediation, Coaching, Training etc.
So wie niemand erwartet, dass man in einer Fremdsprache sofort grammatisch korrekte Sätze spricht, so sollte niemand von sich (oder anderen) erhoffen, die typischen Lernstufen in der Gewaltfreien Kommunikation zu überspringen
Eingestellt von Markus Sikor am 4.1.08 0 Kommentare
Labels: Bedürfnisse/Werte, Gewaltfreie Kommunikation, Integrales Denken, Konfliktforschung, Marshall Rosenberg, Spiral Dynamics
3.1.08
Markus bloggt auf "Blogsenf" …
…wen´s interessiert. Ich bin von Renate Blaes, Moderatorin des "Ammersee-Forums" in Xing, eingeladen worden, in ihrem "Blogsenf" zu schreiben. Blogsenf ist ein Netzwerkprojekt von Selbständigen aus verschiedenen Bereichen, der Schwerpunkt soll der Bereich Marketing-Kommunikation sein, also fast alles ;o) Ich freue mich auf jeden Fall über diese Form der Kooperation rund um den Ammersee...
31.12.07
"Sweet Darkness" - Inspiration für das Neue Jahr
Jahresausklang, Neujahr..., also, mal ganz unsentimental gesehen hängt das natürlich vom Standpunkt ab. So hat bspw. das jüdische Neujahr (das Jahr 5768) bereits am 14. September begonnen, das islamische Neujahr (das Jahr 1429) beginnt erst am 9. Januar.
Dennoch melden sich auch bei uns zum christlichen Jahreswechsel die nachdenklichen, leisen Stimmen, welche die wichtigen Fragen des Lebens stellen und unsere Seelen auf Kurs halten.
Als Inspiration möchten wir ein Gedicht von David Whyte vorstellen, das uns sehr gefällt und berührt. Wir haben es auf einem Seminar in Gewaltfreier Kommunikation in Dorset/England kennengelernt, wo es eine Teilnehmerin im Rahmen der morgenlichen Einstimmung von der CD "Midlife and the Great Unknown" vorspielte.
Whytes Gedicht "Sweet Darkness" beschreibt seine Erfahrungen mit den schmerzhaften Seiten des Lebens. Whyte plädiert dafür, die schwierigen Aspekte anzuerkennen, ja mehr noch sie wertzuschätzen - denn ...
und die süsse Begrenzung deiner Einsamkeit, um zu erkennen
dass, was oder wer auch immer
dich nicht lebendig werden lässt
zu klein ist
für dich."
In diesem Sinne wünschen wir Euch allen ein lebendiges Jahr 2008!
Marianne und Markus Sikor
Und hier das ganze Gedicht "Sweet Darkness" von David Whyte - Übersetzung siehe unten.
Sweet Darkness
the world is tired also.
no part of the world can find you.
where the night has eyes
to recognize its own.
you are not beyond love.
tonight.
further than you can see.
the world was made to be free in.
except the one to which you belong.
confinement of your aloneness
to learn
that does not bring you alive
~ David Whyte ~ (House of Belonging)
SÜSSE DUNKELHEIT
Wenn deine Augen müde sind
ist die Welt auch müde
Wenn deine Vision dich verlassen hat
wird dich niemand auf der Welt finden
Dann ist es Zeit, ins Dunkel zu gehen
wo die Nacht Augen hat, das Eigene zu erkennen
Dort kannst du sicher sein
du bist nicht jenseits der Liebe
Die Dunkelheit ist heute Nacht dein Schoss
die Nacht schenkt dir einen Horizont, weiter als du blicken kannst
Eines musst du lernen
die Welt wurde geschaffen, um in ihr frei zu sein
Verlass all die anderen Welten
ausser der einen, der du angehörst
Manchmal braucht es die Dunkelheit
und die süsse Begrenzung deiner Einsamkeit, um zu erkennen
dass, was oder wer auch immer
dich nicht lebendig werden lässt
zu klein ist
für dich.
(c) Foto kl.traeumerin pixelio.de
28.12.07
Dankeschön!
Liebe Leserin, lieber Leser,
Der Institut-Sikor-Blog erblickte am 28. Dezember 2005 das Licht der Internetwelt, heute feiert er also seinen zweiten Geburtstag!
Mit dieser, leider nur virtuellen, Rose möchten wir uns ganz herzlich bei den treuen LeserInnen unseres Blogs bedanken - für die Aufmerksamkeit und die aufmunternden, hilfreichen und kritischen Kommentare und Rückmeldungen.
Wir freuen uns auf ein weiteres Blogjahr - für eine Welt, in der die Bedürfnisse aller zählen!
Mit dankbaren Grüßen!
Marianne und Markus Sikor
© Foto Marion Löffler, www.pixelquelle.de
20.12.07
Hear The Needs - Höre die Bedürfnisse: Gewaltfreie Kommunikation an der Euclid Highschool, Ohio
Hier ein interessantes Video (Englisch) über den praktischen Einsatz und die Auswirkungen eines Workshops in Gewaltfreier Kommunikation an der Euclid Highschool, Ohio, USA. SchülerInnen, der Klassenlehrer und der Rektor der Schule berichten von ihren Erfahrungen nach einer Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation mit der CNVC-Trainerin Catherine Cadden - wirklich beeindruckend!
Die Schulberaterin der Euclid Highschool Kathleen McDonnell beschreibt den Workshop, "So viele LehrerInnen tragen oft viel Frust und Enttäuschung mit nach Hause. Eine Lehrerin hier, die Schwierigkeiten hatte mit ihren Schülern klar zu kommen, meinte, nach so vielen Seminaren war der Workshop in Gewaltfreier Kommunikation wie ein großer Schluck Wasser nach einer langen Zeit des Dursts. Es war der einzige, der ihr wieder etwas Hoffnung gegeben hat."
Der Rektor der Euclid Highschool kommt zu dem Schluss "Es funktioniert - sogar nach so kurzer Zeit... das wird eine Menge an Disziplinarproblemen lösen."
Google Video: Hear The Needs - Nonviolent Communication at Euclid HS
Markus Sikor
(Mein Dank an Kirsten Kristensen für den Hinweis auf das Video)
Eingestellt von Markus Sikor am 20.12.07 0 Kommentare
Labels: Gewaltfreie Kommunikation, Gewaltprävention, Marshall Rosenberg, Schule / Kindergarten, Sozialer Wandel
18.12.07
Familienfreizeit Gewaltfreie Kommunikation 2008
Eine Woche Gewaltfreie Kommunikation mit der Familie lernen und leben
17. - 23. August 2008 in der Jugendherberge Wunsiedel
Das Team:
Kirsten Kirstensen (Trainerin CNVC, www.kommunikationforlivet.dk)
Marianne Sikor (Trainerin CNVC, www.institut-sikor.de)
Georgis Heintz (www.lebendigekommunikation.de)
Biggi Dalchow
Simon Smaluhn
Fragen zur Organisation und zum Seminar bitte an:
Georgis Heintz, Tel. und Email s. Anmeldeunterlagen
Anmeldeunterlagen herunterladen (PDF)
Dieses Seminar wendet sich an alle, die einen gewaltfreien Umgang in der Familie und nahen Beziehungen praktizieren wollen. Familie ist dabei sehr viel mehr als der klassische Familienbegriff. Er reicht von der klassischen Vater-Muter-Kind- Familie, über Familien mit einem Elternteil, erwachsene Kinder mit ihren Eltern, Oma-Mutter-Enkel und so weiter. Vorkenntnisse in gewaltfreier Kommunikation sind nicht erforderlich. Gleichzeitig ist das Seminar auch geeignet für Menschen mit viel GFK-Erfahrung.
Für Eltern
Für Eltern bieten wir jeweils vormittags ein oder mehrere Seminarangebote zur Gewaltfreien Kommunikation an. Im Mittelpunkt stehen Themen rund um das Zusammenleben in der Familie bzw. um die Frage "Wie werden Familien zu Lebensbereicherungsgemeinschaften?". Dabei ist natürlich auch Platz für Paarthemen und andere Anliegen. Wir arbeiten prozessorientiert, das Angebot wird deshalb maßgeblich von den Wünschen der TeilnehmerInnen bestimmt. Am Nachmittag gibt es im Rahmen der Kapazitäten Möglichkeiten, eigene Anliegen zu vertiefen.
Die Familienfreizeit soll aber auch ausreichend Raum lassen zum Luft schöpfen und zu gemeinsamen Aktionen von Eltern und Kindern, zum Knüpfen von Kontakten, zum Klönen und Spazierengehen – und natürlich zum Feiern.
Für Kinder und Jugendliche
Es gibt vormittags ein Kinderprogramm mit Spielangeboten etc, das sich v. a. an die kleineren Kinder richtet. Erfahrungsgemäß organisieren sich die größeren Kinder am liebsten allein. Bei Interesse wird es auch eigene Angebote für die älteren Kinder geben. In Konfliktgeladenen Situationen bieten wir unsere Begleitung/ Unterstützung an. Die Jugendherberge Wunsiedel bietet viel Platz und Möglichkeiten drinnen und draußen. Sportplatz, Grill- und Lagerfeuerplatz sowie ein Waldlehrpfad in unmittelbarer Nähe gehören dazu.
Anmeldeunterlagen herunterladen (PDF)
Eingestellt von Markus Sikor am 18.12.07 0 Kommentare
Labels: Familie, Gewaltfreie Kommunikation, Kinder, Seminare
15.12.07
Netzwerken mit YouTube und Social Bookmarks
Zugegeben, auf YouTube wird eine Menge Zeugs veröffentlicht, dass besser nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollte - aber so ist das halt mit dem Web 2.0, die Nutzung ist nicht an einen kognitiven oder emotionalen IQ gebunden...;o)
Auf der anderen Seite gibt es auf YouTube echte Perlen zu entdecken - wie Vorträge von Riane Eisler, Viktor Frankl, Ken Wilber, Marshall Rosenberg - und alles for free... so soll Internet sein!
Ich habe erst angefangen, YouTube zu erforschen und bin sicher, hier lagern noch ungeahnte Schätze - wer sich für schon mal einstimmen möchte, hier Markus´Playlist auf YouTube. Und lasst mich doch wissen, was Ihr dort entdeckt!
Eine weitere tolle Art gemeinsames Wissen zu teilen, sind Social Bookmarks. Es gibt Dutzende Dienste dafür (das ist der Nachteil, da muss erst noch eine gemeinsam Plattform her), ich nutze "Mr. Wong" - bescheuerter Name, aber tolles System. Dieses kurze Video erklärt (leider nur auf Englisch) wie Social Bookmarks funktionieren und worin die Vorteile gegenüber den üblichen "Lesezeichen" des Browser liegen. Hier könnt ihr z.B. in Markus` Bookmarks bei Mr. Wong stöbern - viel Spaß!
Markus Sikor
9.12.07
"The Secret", "What the Bleep" - Flachland zum Zweiten...
Der Blogpost zum Film "The Secret" ist einer der meistgelesenen hier, er hat auch die meisten kritischen Kommentare Artikel abbekommen... interessant, vielleicht sollte ich mein Metier doch wechseln ;o).
Ich bin sicher, die Autoren und Produzenten von "The Secret" und "What the Bleep..." haben die besten Absichten und möchten die Menschen ermutigen, ihr Leben selbstbewußt in die Hand zu nehmen, etwas zum Positiven zu verändern. Da bin ich sehr einig mit ihnen.
Aber: Das Mittel und die Art und Weise, wie sie dies in ihren Filmen vermitteln, haben, so fürchte ich, auf einer tieferen Ebene das genaue Gegenteil zur Folge. Nicht wachsendes Selbstvertrauen und echte Selbsterkenntnis, sondern noch mehr Verdrängung und ein noch verbogeneres Selbstbild. Nicht wachsendes Bewusstsein und mehr Mitgefühl, sondern noch mehr Egozentrik und noch mehr Allmachtsphantasien.
Nur weil ich mir bewusst einrede, "Erfolg zu haben", oder "fest an meine Wünsche" denke, verändert sich weder meine persönliche Geschichte mit all den traumatischen Erfahrungen, noch meine tiefen Glaubenssätze und unbewussten Überzeugungen, die mich hindern, mein authentisches, menschliches Potential zu leben. Da kann ich noch so viel bewusst "schön denken" - meine unbewussten Muster und Schattenanteile werfen mir bei nächster Gelegenheit die gleichen Steine in den Weg.
Hier erschwert oder, im schlimmsten Falle verhindert die oberflächliche Psychomethode von "The Secret" und "The Bleep" eine echte Auseinandersetzung mit den persönlichen Themen, die notwendig sind für ein weiteres Wachstum hin zu mehr Authentizität, Bewusstheit und Mitgefühl.
Fast noch schlimmer und erschreckend finde ich die subtile "Schuldfrage", die in diesen Filmen meiner Meinung nach zwangläufig aufkommt. Wenn Du nicht genug Geld hast, nicht erfolgreich oder gar krank bist - dann hast Du einfach nicht die richtigen Gedanken gedacht und die falschen Entscheidungen getroffen, denn: "Du bekommst, was du denkst." - selbst schuld. (Diese ist by the way, eine klassische "konservative" Denkweise, Menschen sind selbstverantwortlich, schon wahr, aber eben nur teilweise. Bin mir nur nicht sicher, ob "The Secret"-Adepten dies klar ist).
Aussagen von "The Secret " und "The Bleep" wie "Du bist 100% verantwortlich für Dein Leben " halte ich nicht nur für falsch, sondern für höchst bedenklich und erschreckend.
Natürlich können wir in unserem Leben Entscheidungen treffen und natürlich ist unser Leben, eine Folge unserer richtigen und falschen Entscheidungen. Aber die Behauptung, "mein Leben sei zu 100% meine Entscheidung" scheitert spätestens an dem, was ein Philosoph den "Ausschwitz-Test" genannt hat: "Kann man sagen, dass ein KZ-Insasse (ein Kind?) zu 100% für seine Situation verantwortlich ist"?
Diese Frage mit "Ja" zu beantworten, würde ich als gefühllos, unethisch und unspirituell bezeichnen. Gefühllos, weil ich glaube, dass derartige New-Age-Überzeugungen im Grunde nur eine Abwehr gegen ein echtes Mitgefühl mit der tiefen Verzweiflung, Angst und Sinnlosigkeit dieser Erfahrung ist. Unethisch, weil sie andere Menschen aus der Verantwortung für diese Gewalt und Ungerechtigkeit entlässt. Unspirituell, weil dahinter meist ein völlig verdrehtes Verständnis von Spiritualität steht, mit dem schreckliche Erfahrungen für die Menschen dann auch noch schön geredet werden sollen ("das war ihr Karma", "Schicksal", "ihre Aufgabe" u.ä.).
Wen eine weitere Vertiefung dazu interessiert: Julian Walker über "The Secret" und Kritik an "The Bleep" (Englisch)
5.12.07
www.institut-sikor.de neu aufgelegt...
Eingestellt von Markus Sikor am 5.12.07 0 Kommentare
Labels: Homebusiness, Marketing, Selbständigkeit
3.12.07
Papers und Links zum Thema "Systemdenken"
Hier für alle Berater und Mediatoren in "systemischen Zusammenhängen" - was immer das heißen mag - eine interessante Zusammenstellung von Papers und Links zum Thema "Systemdenken". Dank an Armin Karge für diesen Hinweis in seinem lesenswerten Blog zu Coaching, Team-Entwicklung und Change Management.
Mit dem Begriff "systemisch" wird ja gerne zeitgeistgemäß geworben. Auf der Seite von Prof. G. Ossimitz (Universität Klagenfurt) heißt es u.a.
"Systemisches Denken umfasst
1. ein Denken in vernetzen Strukturen (vernetztes Denken)
2. ein Denken in systemischen Zeitgestalten (dynamisches Denken)
3. ein Denken in bewusst wahrgenommenen Modellen (modellorientiertes Denken)
4. die Fähigkeit zur praktischen Steuerung von Systemen (systemorientiertes Handeln)"
und
""Systemisches Denken" ist mehr als ein modernes Schlagwort. Dennoch gibt es kaum Versuche, diesen Begriff zu definieren und die Mehrzahl der Definitionsansätze läuft auf ein technokratisch, simulationsorientiertes Systemverständnis hinaus (siehe die Diskussion von Richmond 1993). Systemische Konflikte haben oft aporetischen ("ausweglosen" Anm. Markus Sikor) Charakter und entziehen sich damit oft den Entscheidungsgrundlagen herkömmlicher Logik. Aporien können nicht "gelöst", sondern nur in einem dynamischen Entwicklungsprozess weiterentwickelt werden."
Alles klar? Nein, danke!
Welche Konflikte sind denn bitte schön "un-systemisch"? Sollten in Konflikten nicht ein paar Menschen miteinander zu schaffen haben, die etwas miteinander zu schaffen haben - also ein "System" bilden? "Systemische Konfliktlösung, Mediation, Beratung" etc. pp. ist entweder eine Marketinghülse oder eine Tautologien (auch ich kann Fremdworte ;o) Tautologie = "doppelt gemoppelt"). Und ob ein Konflikt "gelöst" oder in einem "dynamischen Entwicklungsprozess weiterentwickelt wird" ist Klienten, bei allem Respekt, völlig schnurz.
Ich sag mal so, wenn Berater nicht weiterwissen, dann hilft es bestimmt, das Problem systemisch angzugehen ;o)
Eingestellt von Markus Sikor am 3.12.07 0 Kommentare
Labels: Konfliktforschung, Organisationsberatung
28.11.07
Netzwerken mit XING - Nutzerinterview mit Markus Sikor
Die Interviews bieten interessante Einblicke in die Netzwerktätigkeit der XING-Mitglieder und auch den einen oder anderen Tipp für das erfolgreiche Arbeiten mit XING.
23.11.07
Online-Test: Wie fair ist Ihr Unternehmen?
Die QETcert OHG aus Erlangen bietet unter www.wir-sind-fair.de einen kostenfreien Fairness Check für Mitarbeiter und Unternehmer an.
Wir sind fair! Die Kampagne für mehr Unternehmenskultur.
Nette Marketingidee - mal sehen, was dann daraus wird... wie wär´s wenn man das Ergebnis öffentlich einsehen und diskutieren könnte. Nicht um mit dem Zeigefinger auf die "schwarzen Schafe" zu zeigen, sondern um einen positiven Veränderungsimpuls zu liefern und vor allem, um von fairen Unternehmen zu lernen, wie man Gewinne macht, die nicht auf Kosten des menschlichen Umgangs gehen.
Eingestellt von Markus Sikor am 23.11.07 1 Kommentare
Labels: Bedürfnisse/Werte, Integrales Denken, Sozialer Wandel, Spiral Dynamics