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9.12.07

"The Secret", "What the Bleep" - Flachland zum Zweiten...

Der Blogpost zum Film "The Secret" ist einer der meistgelesenen hier, er hat auch die meisten kritischen Kommentare Artikel abbekommen... interessant, vielleicht sollte ich mein Metier doch wechseln ;o).

Ich bin sicher, die Autoren und Produzenten von "The Secret" und "What the Bleep..." haben die besten Absichten und möchten die Menschen ermutigen, ihr Leben selbstbewußt in die Hand zu nehmen, etwas zum Positiven zu verändern. Da bin ich sehr einig mit ihnen.

Aber: Das Mittel und die Art und Weise, wie sie dies in ihren Filmen vermitteln, haben, so fürchte ich, auf einer tieferen Ebene das genaue Gegenteil zur Folge. Nicht wachsendes Selbstvertrauen und echte Selbsterkenntnis, sondern noch mehr Verdrängung und ein noch verbogeneres Selbstbild. Nicht wachsendes Bewusstsein und mehr Mitgefühl, sondern noch mehr Egozentrik und noch mehr Allmachtsphantasien.

Nur weil ich mir bewusst einrede, "Erfolg zu haben", oder "fest an meine Wünsche" denke, verändert sich weder meine persönliche Geschichte mit all den traumatischen Erfahrungen, noch meine tiefen Glaubenssätze und unbewussten Überzeugungen, die mich hindern, mein authentisches, menschliches Potential zu leben. Da kann ich noch so viel bewusst "schön denken" - meine unbewussten Muster und Schattenanteile werfen mir bei nächster Gelegenheit die gleichen Steine in den Weg.

Hier erschwert oder, im schlimmsten Falle verhindert die oberflächliche Psychomethode von "The Secret" und "The Bleep" eine echte Auseinandersetzung mit den persönlichen Themen, die notwendig sind für ein weiteres Wachstum hin zu mehr Authentizität, Bewusstheit und Mitgefühl.

Fast noch schlimmer und erschreckend finde ich die subtile "Schuldfrage", die in diesen Filmen meiner Meinung nach zwangläufig aufkommt. Wenn Du nicht genug Geld hast, nicht erfolgreich oder gar krank bist - dann hast Du einfach nicht die richtigen Gedanken gedacht und die falschen Entscheidungen getroffen, denn: "Du bekommst, was du denkst." - selbst schuld. (Diese ist by the way, eine klassische "konservative" Denkweise, Menschen sind selbstverantwortlich, schon wahr, aber eben nur teilweise. Bin mir nur nicht sicher, ob "The Secret"-Adepten dies klar ist).

Aussagen von "The Secret " und "The Bleep" wie "Du bist 100% verantwortlich für Dein Leben " halte ich nicht nur für falsch, sondern für höchst bedenklich und erschreckend.
Natürlich können wir in unserem Leben Entscheidungen treffen und natürlich ist unser Leben, eine Folge unserer richtigen und falschen Entscheidungen. Aber die Behauptung, "mein Leben sei zu 100% meine Entscheidung" scheitert spätestens an dem, was ein Philosoph den "Ausschwitz-Test" genannt hat: "Kann man sagen, dass ein KZ-Insasse (ein Kind?) zu 100% für seine Situation verantwortlich ist"?

Diese Frage mit "Ja" zu beantworten, würde ich als gefühllos, unethisch und unspirituell bezeichnen. Gefühllos, weil ich glaube, dass derartige New-Age-Überzeugungen im Grunde nur eine Abwehr gegen ein echtes Mitgefühl mit der tiefen Verzweiflung, Angst und Sinnlosigkeit dieser Erfahrung ist. Unethisch, weil sie andere Menschen aus der Verantwortung für diese Gewalt und Ungerechtigkeit entlässt. Unspirituell, weil dahinter meist ein völlig verdrehtes Verständnis von Spiritualität steht, mit dem schreckliche Erfahrungen für die Menschen dann auch noch schön geredet werden sollen ("das war ihr Karma", "Schicksal", "ihre Aufgabe" u.ä.).

Wen eine weitere Vertiefung dazu interessiert: Julian Walker über "The Secret" und Kritik an "The Bleep" (Englisch)

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Herr Sikor, Frau Sikor (wer war's?),

ich verstehe Ihre Sorge zum Thema "The Secret" und "What the bleep..." sehr gut. Gerade wenn etwas so wahr und irgendwie einleuchtend klingt, wie es die darunterliegenden Weisheiten sind, ist die Gefahr groß, dass man in eine Sackgasse gerät, weil man einfach nicht weiter sucht, meint das Thema spirituelle Suche sei abgeschlossen. Ich persönlich bin zwar der Überzeugung, dass man das früher oder später dann doch merkt (am Stress, Leere, bestimmten Leuten die einen triggern), aber wo weiter? Ich meine, würde ich mein spirituelles Wissen aus "The Secret" und "What the bleep..." beziehen, wo würde ich dann weitersuchen, um das Problem anzugehen, was ganz offensichtlich bleiben wird? Würde ich das überhaupt tun? Oder würd ich's rationalisieren? Der Schatten ist immerhin nicht leicht zu knacken, da Angst einen davon abhält sich den überhaupt anzusehen. Mir hilft die Sicherheit enorm, dass Bedürfnisse nicht in Konflikt miteinander stehen können, um mich an die Arbeit machen zu können. Aber wer hat diese Sicherheit schon erlebt?

Und was meinen Sie, sind nicht Bob Proctor, die Macher von "The Secret" und "What the bleep..." auch irgendwo überzeugt vom Sinn ihrer Sache? Ich meine über die finanzielle Geschichte hinaus, dass es Menschen wirklich hilft und ihr Leben bereichert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das im direkten Erleben dieser Leute keine große Rolle spielt.

Ich finde, es ist eine zweischneidige Sache. Zum einen denke ich mir, dass diese Suche Teil des Spiels ist, was wir alle spielen. Zum anderen wünsche ich mir die Freude der Authentizität und Klarheit für alle Menschen. In dem Sinne verstehe ich, das derlei Flachland-Ansätze höchstens im Glücksfall wirklich transformativ und nicht bloß translativ dazu beitragen.

Nun ja, ich leiste meinen Beitrag so gut ich kann.

Alles Liebe
Niklas Wilkens

Markus Sikor hat gesagt…

Hallo Herr Niklas,
also, "Markus" war´s :o) um Ihre Frage zu beantworten. Vielen Dank für Ihren Kommentar!
Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie schreiben, dass die Produzenten und Protagonisten in "The Secret" sicherlich nur die besten Absichten haben und Menschen wirklich helfen möchten.
Mir wäre nur lieb, wenn den Produzenten auch klar wäre, so wie Ihnen, Herr Wilkens, dass derartige Denkansätze im besten Fall translativ wirken, also, salopp gesagt, mir helfen, mit meinen Problemen besser umzugehen, ohne aber nach den eigentlichen Ursachen zu suchen, und dort eine echte Transformation zu suchen (die dann das Problem auch löst, aber natürlich neue schafft, das "Spiel" hört ja nicht auf...).
Da diese Unterscheidung aber nicht gemacht wird, sehe ich eine reelle Gefahr, dass derartige Filme dazu führen, dass gerade die Menschen, die eigentlich offen sind für transformative Ansätze, wieder "eingelullt" werden könnten in seichte, egozentrische Wunscherfüllung und "nice thinking".
So, lassen Sie uns dran bleiben, das Flachland etwas aufzuwühlen ;o)
In diesem Sinne, mit den besten Grüßen!
Markus Sikor

Anonym hat gesagt…

Hehe, da bin ich gerne dabei! Ich bin sehr froh um die translativ/transformativ-Unterscheidung. So lässt die Sache sehr schnell auf den Punkt bringen. Und ich teile die Sorge, die Sie ausgedrückt haben. Ist ja auch das, worauf Ken Wilber immer wieder warnend hinweißt. Also, weiter so! Ich schätze Ihren Blog sehr und habe schon eine Menge daraus mitgenommen. Danke dafür.
Lieben Gruß
Niklas

Markus Sikor hat gesagt…

Vielen Dank für Ihre wertschätzenden Worte - das freut mich sehr und gibt mir Energie fürs Weitermachen.
Mit herzlichen Grüßen,

Markus Sikor